Nicht jeder kann von sich sagen, dass er Mitte dreißig am Ziel seiner Wünsche ist. Christian Vollmann konnte das. Finanziell gut abgesichert lebte er mit seiner Familie in einem mehrgeschossigen Haus in Berlin Mitte, das ihm gehörte.
Doch da war etwas: er hatte zwar ein Haus – doch er fühlte sich nicht zu Hause. Eine amerikanische Plattform hatte eine Idee in ihm entzündet und die hat ihn nie wieder losgelassen. Es war das Gegenmodell zu Facebook, dass die soziale Interaktion ins globale und virtuelle ausweitet.
Die Vorstellung, in ganz Deutschland Zufallsbegegnungen zu schaffen, gefiel ihm. Sein Bruder vermittelte ihm Till Behnke und der war sofort begeistert. Der Gründer der Spendenwebsite betterplace.de hatte schon Erfahrung mit Unternehmen mit höherem Zweck.
Menschen die umziehen fühlen sich in der neuen Umgebung erst einmal fremd. Das ist hier auch so – nur in Deutschland ziehen die Menschen nicht so schnell um wie in den USA. Doch wohnt man hier nicht jahrelang Tür an Tür und bleibt sich trotzdem fremd?
Vollmann betrieb seine eigene Marktforschung und das Ergebnis: 95 % der Befragten (nicht repräsentativ) fanden seine Idee gut.
2015 war es dann so weit. Erst vier, wenig später dann fünf Gründer für nebenan.de waren gefunden und Bruder Michael wurde ebenfalls mit eingebunden. Drei Jahre später, vierzig Mitarbeiter in einer Fabrikhalle in Berlin-Kreuzberg „hämmern“ auf ihre Tastaturen.
nebenan.de wächst – auf einer internen Karte wurde sichtbar, wie die Eroberung Deutschlands fortschreitet.
War die Anmeldung erfolgreich, kann Mann/Frau sein/ihr Profil vervollständigen. Interessen, Alter, Bild können eingegeben werden und anderen Profilen kann man private Nachrichten zukommen lassen.
Im Gegensatz zu Facebook befreundet man sich allerdings nicht mit einzelnen Usern, sondern liest mit, was die anderen Mitglieder einer Nachbarschaft posten. Der eine möchte etwas verkaufen, der nächste möchte etwas verschenken, jemand würde gerne einen Spieleabend gründen, endlich mal mit anderen zusammen Boule spielen oder Discgolf ausprobieren. Auch ein spontanes Treffen auf dem Stadtteilplatz für ‘ne Runde Billard oder Kicker wäre möglich. Wem ein Beitrag gefällt, kann diesen mit einem „Danke“ belohnen – die Währung von
In der Zeit, in der ich schon dabei bin, ist anderorts sicherlich mehr passiert als bei uns. Ich weiß vom Entstehen von Fahrradgruppen, Laufgruppen und Stammtischen. Eine Obsternte sowie DVDs wurden verschenkt. Glühweintöpfe, Bohrmaschine, Betonmischmaschine und Stehleitern wurden verliehen. Doch es gibt da keine Messlatte.
Auch hier war einiges von Erfolg gekrönt, anderes ist noch in der Entwicklung. Ich weiß von einer Nachbarin, die von Zeit zu Zeit Hilfe braucht. Es kann ja sein, dass beim nächsten Mal die Nachbarin, die sonst für sie da ist, gerade in Urlaub oder einfach nicht erreichbar ist. Auch hier kann nebenan.de helfen, denn für Privatpersonen ist es kostenfrei und das soll auch so bleiben. Und hat man selbst keine Möglichkeit ins Internet zu kommen, gibt es bestimmt auch eine Lösung. Darin begründet sich die Idee mithilfe des Bürgervereins Wiley e.V. erneut einen Aufruf zu starten.
Nein – der Bürgerverein und nebenan.de gehören nicht zusammen! Aber sie könnten sich wunderbar ergänzen.